Preußenhass und Klassenkampf

Ursachen des Verschwindens

Die für die Ostprovinzen Preußens typischen Schlösser und Gutshäuser waren den Kommunisten ideologisch gleich in zweifacher Hinsicht suspekt: Einerseits galt der Adel in marxistischer Sicht als Klassenfeind. Andererseits standen die „ostelbischen Junker“ im Ruf, Träger des preußisch-deutschen Militarismus zu sein, dienten doch Mitglieder der meisten Adelsfamilien als Offiziere in der preußischen Armee und während des Zweiten Weltkrieges in der deutschen Wehrmacht. Daher verwundert es nicht, dass schon während des Vorrückens der Roten Armee und ebenso danach zahlreiche Schlösser und Herrenhäuser als Sinnbild für „konterrevolutionäre Elemente“ dem Erdboden gleichgemacht wurden. Weder im russischen noch im polnischen Teil Ostpreußens hat sich eine einzige kunsthistorisch bedeutende Anlage unversehrt erhalten. Von einigen stehen noch Mauerreste, ein fachgerechter Wiederaufbau ist auch fast 30 Jahre nach Ende des Kommunismus nirgendwo in Sicht.

Etwas günstiger sieht die Lage in Schlesien aus. Teile des schlesischen Adels profitierten von Bodenschätzen und Industrialisierung. Sie errichteten im 19. Jahrhundert z. T. riesige Schlösser, von denen einige verschwunden sind und andere zum Teil noch existieren.

Der böhmische Adel war nach Prag und Wien, nicht nach Berlin orientiert. Die meisten bedeutenden Schlösser in Böhmen und Mähren liegen im tschechischen Binnenland, nicht in den sudeten-deutschen Gebieten. Hier sind kleinere Anlagen verfallen und teilweise abgerissen worden. Einige wenige Bauten wurden wiederaufgebaut.

Sprengung des Großen Schlossturmes in Königsberg, 1953.
Sprengung des Großen Schlossturmes in Königsberg, 1953. Seit den britischen Bombenangriff en auf Königsberg 1944 galt der schwer beschädigte Große Schlossturm als einsturzgefährdet. Dennoch war seine Sprengung 1953 auch ein symbolischer Akt, mit dem die sowjetische Regierung demonstrierte, dass sie mit der preußisch-deutschen Vergangenheit der Stadt nichts zu tun haben wollte. Bei der Sprengung durch Pioniereinheiten der Roten Armee kamen 810 kg Sprengstoff zum Einsatz. Zahlreiche Schaulustige hatten sich hinter den Absperrungen rund um das Schloss versammelt. Obwohl Fotografierverbot herrschte, gelang einem Unbekannten ein Foto vom Augenblick der Sprengung. Foto: Staatsarchiv des Kaliningrader Gebiets (GAKO)

Schloss Friedrichstein

Ostpreussen

Schloss Friedrichstein, 20 Kilometer östlich von Königsberg, war das bedeutendste Landschloss Ostpreußens. Von 1666 bis 1945 gehörte das Gut den Grafen Dönhoff. Es umfasste etwa 10.000 Hektar und war eines der größten Preußens. 1939 lebten im Dorf 525 Personen. 2010 waren es noch 17.

Bauherr des Schlosses war Otto Magnus Graf Dönhoff, Offizier und Diplomat im Dienst der preußischen Krone, Architekt der Hugenotte Jean de Bodt. Friedrichstein zählte zum kleinen Kreis der ostpreußischen „Königsschlösser“. Sie sollten dem Monarchen auf Reisen als standesgemäße Unterkunft  dienen. Zu diesem Zweck wurde ein sonst nicht genutztes Appartement bereitgehalten.

Das Schloss war vor 1945 ungewöhnlich reich mit Kunstschätzen aller Art ausgestattet: Mobiliar, Gemälde, Tapisserien, Kristalllüster, Porzellane und Tafelsilber.

Schloss Friedrichstein vom See aus gesehen, um 1860
Schloss Friedrichstein vom See aus gesehen, um 1860. Farblithographie von Winckelmann und Söhne nach einem Gemälde von August Behrendsen, bei Alexander Duncker, um 1860. Foto: Kilian Heck und Christian Thielemann: Friedrichstein. Deutscher Kunstverlag, München - Berlin 2006

Die Publizistin und Herausgeberin der Wochenzeitung „Die Zeit“, Marion Gräfin Dönhoff  (1909–2002) wurde hier geboren.

Der letzte Satz in Marion Dönhoffs Buch „Namen, die keiner mehr nennt“ lautet:

„Ende Januar 1945 ging Friedrichstein mit allen Sammlungen, Bildern, Teppichen und dem Archiv in Flammen auf.“

Die russische Oblast Kaliningrad war 45 Jahre lang militärisches Sperrgebiet und durfte von Ausländern nicht besucht werden. Erst 1989 sah Gräfin Dönhoff  ihre Heimat wieder:   

„Nun war ich also nur eine halbe Stunde von diesem Ort entfernt - sollte ich ihn besuchen oder lieber so im Herzen bewahren, wie er für mich zum Inbegriff von Heimat geworden war. Ich schwankte. Schließlich war die Anziehungskraft  stärker als das Bedenken …

Der erste Blick fällt auf den verträumten See, schön wie eh und je … Aber was man dann sieht oder vielmehr nicht sieht, ist unfasslich: Das riesige Schloss ist wie vom Erdboden verschluckt, nichts ist davon geblieben, nicht einmal ein Trümmerhaufen. Wir müssen eine Weile suchen, ehe wir finden, wo es genau gestanden hat … Alles ist überwuchert von Sträuchern, Brennesseln, heranwachsenden Bäumen.“

Die Ruinen des Schlosses und der Wirtschaftsgebäude wurden 1957 von russischen Pionieren abgetragen. Die Materialien dienten dem Bau von Wohnungen russischer Unteroffiziere in Borisovo/ehemals Kraussen bei Königsberg.

Der Grüne Salon nach Norden, um 1910.
Der Grüne Salon nach Norden, um 1910. Auf die kostbaren Wandteppiche des 17. Jahrhunderts war die Familie Dönhoff besonders stolz.
Der Grüne Salon nach Süden, um 1910.
Der Grüne Salon nach Süden, um 1910. Der Schreibtisch links hat wohl dem Vater von Marion Gräfi n Dönhoff , August Graf Dönhoff , gehört.
Der Gartensaal nach Norden, um 1910. Der Kronleuchter stammte aus Murano.
Der Gartensaal nach Norden, um 1910. Der Kronleuchter stammte aus Murano.
Der Gartensaal nach Süden, um 1910.
Der Gartensaal nach Süden, um 1910. Der Saal lag im Erdgeschoss in der Mittelachse des Gebäudes auf der Gartenseite und war Mitte des 18. Jahrhunderts einheitlich im Rokokostil umgestaltet worden. Fotos: Archiv der Familie Dönhoff

Schloss Schlobitten

Ostpreussen

Schloss Schlobitten
Ruine des Schlosses Schlobitten, 2009
Ruine des Schlosses Schlobitten, 2009. Im Vordergrund die Schlossbrücke. Foto: Wikipedia I Maciej Podstolski

Das Barockschloss Schlobitten gehörte bis 1945 zu den glanzvollsten Adelsresidenzen Ostpreußens. Der Landesherr logierte hier bei der Durchreise von Berlin nach Königsberg. Während der napoleonischen Kriege nahm der französische Marschall Bernadotte Quartier. Bis 1914 kam Kaiser Wilhelm II. zum Jagen.

Schlobitten war bis 1945 Stammsitz der Familie zu Dohna. Heinrich Graf zu Dohna-Schlobitten gehörte zum Widerstand gegen Hitler. Er wurde 1944 hingerichtet.

Dem letzten Besitzer Alexander zu Dohna (1899–1997) gelang es, einen Teil des Inventars zu retten. Diese Schätze erwarb die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Sie sind im Schloss Schönhausen in Berlin-Pankow ausgestellt.

Dohna hatte schon 1943 einen heimlichen Fluchtplan für die 360 Dorfbewohner ausgearbeitet. Im Januar 1945 konnte er das Dorf vor dem Eintreffen der Roten Armee mit 38 Fuhrwerken und 140 Pferden evakuieren.

Schloss Schlobitten wurde nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen im Januar 1945 durch Brandstiftung zerstört. Nach Augenzeugenberichten soll es drei Tage lang gebrannt haben. Heute stehen noch einige ungesicherte Umfassungsmauern des Schlosses, die verfallen und einen gespenstischen Eindruck hinterlassen. Der einst gepflegte Schlosspark ist verwildert, Parterre und Sichtachsen sind zugewachsen.

Schloss Finckenstein

Ostpreussen

Schloss Finckenstein

Das 1945 zerstörte Schloss Finckenstein zählte zu den bedeutendsten Schlössern im historischen Ostdeutschland. Es gehörte zu Westpreußen, ab 1922 zu Ostpreußen.

Das Schloss wurde ab 1716 als Dreiflügelanlage erbaut. Es bot den durchreisenden Preußenkönigen eine repräsentative Unterkunft. Bis 1945 war das Gut im Besitz der Grafen Dohna.

1807 hielt sich Napoleon in Finckenstein auf. Nach langer Fahrt soll er beim Anblick des Bauwerks „Enfinunchateau“ – „endlich ein Schloss“ ausgerufen haben. Der Kaiser verbrachte die Zeit dort mit seiner polnischen Geliebten Gräfin Walewska.

Mit 9000 Hektar Land war Finckenstein eines der größten Güter Preußens. Zum Viehbestand zählten 1000 Rinder, 1200 Schweine und 3000 Schafe. Zum Gut gehörten Trakehnerzucht, Saatgutbetrieb, Försterei, Sägewerk, Ziegelei, Brauerei, Fischteiche, Gaststätte und Tischlerei sowie ein Altenheim für Landarbeiter und Bauern.

Am 22. Januar 1945 wurde Schloss Finckenstein von der Roten Armee niedergebrannt. Teile der ungesicherten Umfassungsmauern stehen bis heute.

Ruine des Schlosses Finckenstein, 2011.
Ruine des Schlosses Finckenstein, 2011. Auf dem Giebeldreieck mit Familienwappen nistet ein Storchenpaar. Foto: Wikipedia

Schloss Schlodien

Ostpreussen

Schloss Schlodien, um 1860.
Schloss Schlodien, um 1860. Farblithographie nach Alexander Duncker.
Schloss Schlodien, 2009
Schloss Schlodien, 2009. Bei einem Feuer 1986 brannte das leer stehende Gebäude völlig aus. Foto: Wikipedia

Der erste Landsitz in Ostpreußen, für den Jean de Bodt Pläne geliefert hat, ist Schlodien. Bauherr war Graf Christoph zu Dohna-Schlodien. Die Familienmitglieder gingen am 21. Januar 1945 auf die Flucht. Sie ließen wertvolles Inventar zurück.

Das Schloss wurde von der Roten Armee geplündert, doch es blieb als Bauwerk erhalten. Es wurde als Getreidespeicher und Diskothek genutzt. 1986 brannte das inzwischen leere und heruntergekommene Gebäude bis auf die Umfassungsmauern aus. Vage Pläne, das Schloss wieder aufzubauen, wurden bis heute nicht realisiert. Die einst gepflegte Parkanlage ist verwildert.

Schloss Klein Beynuhnen

Ostpreussen

Schloss Klein Beynuhnen, Gartenseite.
Schloss Klein Beynuhnen, Gartenseite.
Portikussaal von Schloss Klein Beynuhnen mit Statue des Augustus von Prima Porta.
Portikussaal von Schloss Klein Beynuhnen mit Statue des Augustus von Prima Porta.
Großer Antikensaal im Schloss Klein Beynuhnen, vor 1945.
Großer Antikensaal im Schloss Klein Beynuhnen, vor 1945.

Unter den Schlössern in Ostpreußen stellte Klein Beynuhnen eine Besonderheit dar. Das Schloss war für die umfangreichen Kunstsammlungen seines Besitzers, Fritz von Fahrenheid, in den Jahren 1850 - 1864 errichtet worden. Architekt dieses Museumsschlosses war der Berliner Albert Wolff. Neun Säle waren seit 1884 der Öffentlichkeit zugänglich. Die Kunstschätze zogen jährlich Tausende von Besuchern an.

Das Schloss soll schon 1945 von der Roten Armee zerstört worden sein. Die Lage des Bauwerkes in dem heute 48 Einwohner zählenden Dorf ist für Ortsfremde nicht mehr nachvollziehbar.

Gut Neubeck

Ostpreussen

Das verschwundene Gut Neudeck in Ostpreußen, heute in der polnischen Woiwodschaft  Ermland-Masuren, war Residenz und Sterbeort des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847 - 1934).

Ein Freundeskreis aus Großagrariern und Industriellen um den Reichspräsidenten schenkte ihm das Gut zum 80. Geburtstag. Hier fanden wichtige Entscheidungen in der Endphase der Weimarer Republik statt.

Von Neudeck aus führte Hindenburgs Schwiegertochter Margarete von Hindenburg im Januar 1945 einen Treck nach Westen. Neudeck war bis 1945 angefüllt mit Erinnerungsstücken und Geschenken an den Reichspräsidenten. Dieses Inventar ist vermutlich untergegangen. Das Haus wurde im Januar 1945 von sowjetischen Soldaten geplündert und gebrandschatzt. Um 1950 wurde die Ruine auf Initiative der polnischen Regierung abgetragen, der Standort ist überwuchert.

Das Gutshaus in Neudeck, um 1928.
Das Gutshaus in Neudeck, um 1928. Nach dem Ankauf des Gutes durch einen Freundeskreis von konservativen Großagrariern und Industriellen wurde das bescheidene alte Gutshaus abgerissen und gegen einen schlossartigen Neubau ersetzt. Foto: Bundesarchiv, Bild 102-16105

Jagdschloss Rominten und der „Reichsjägerhof“

Ostpreussen

Jagdschloss Rominten
Jagdschloss Rominten
Die Hubertuskapelle im Stil  einer norwegischen Stabholzkirche.
Die Hubertuskapelle im Stil einer norwegischen Stabholzkirche. Die Kapelle aus dem Jahr 1893 war dem Schutzheiligen der Jagd gewidmet. Wilhelm II. war ein passionierter, ja besessener Jäger. Jeden Sommer von 1889 bis 1914 unternahm er an Bord der kaiserlichen Yacht „Hohenzollern“ eine mehrwöchige Norwegenreise, die meist bis zum Nordkap ging. Hier lernte er die landestypischen Stabholzkirchen kennen, die ihn beeindruckten und ihn dazu bewegten, sich von norwegischen Zimmerleuten eine ebensolche in Rominten errichten zu lassen. Von ihr ist heute nichts mehr erhalten. Foto: Patenschaftsmuseum Goldap, Stade

Der letzte Deutsche Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) war begeisterter Jäger und Freund Norwegens. Im Jagdschloss, welches er 1891 in der Rominter Heide in Ostpreußen im norwegischen Drachenstil erbauen ließ, führte er beide Passionen zusammen.

Nach dem Ende der Monarchie 1918 verblieb das Jagdschloss im Privatbesitz Wilhelms II. Da er jedoch im Exil lebte, wurde es nicht genutzt. Der zweite Mann innerhalb der NS-Diktatur nach Adolf Hitler, Hermann Göring, in seinen zahlreichen Funktionen seit 1934 auch „Reichsjägermeister“, wollte dem Ex-Kaiser die Immobilie abkaufen, doch wehrte sich dieser dagegen. Daher ließ Göring 1936 für sich den zwei Kilometer entfernten „Reichsjägerhof“ als geräumiges Blockhaus errichten. Er blieb jedoch weiterhin am Erwerb des kaiserlichen Jagdsitzes interessiert. Nach Wilhelms Tod 1941 erzwang Göring 1942 den Verkauf durch die Erben. Göring empfing in Rominten Militärs, NS-Größen und ausländische Gäste.

Am 20. Oktober 1944 setzte der Hausmeister den „Reichsjägerhof“ auf Befehl Görings und angesichts der sich nähernden sowjetischen Armee in Brand. Das kaiserliche Jagdschloss entging zunächst der Vernichtung. Nach Kriegsende diente es kurze Zeit als Erholungsheim für Angehörige der sowjetischen Streitkräfte. 1949/50 ließ der Vorsitzende des Bezirksexekutivkomitees, Alexander Studinskij, das Jagdschloss in Rominten abbrechen und in stark vereinfachter Form ohne alle Zierelemente in Kaliningrad im Kulturpark Kalinin (dem ehemaligen Königsberger Park Luisenwahl) wieder errichten. Die anderen Gebäude in Rominten, darunter auch die Hubertuskapelle, wurden abgetragen oder verfielen. Heute ist keines der kaiserlichen Bauwerke mehr vorhanden.

Die ehemaligen Standorte von Jagdschloss und „Reichsjägerhof“ liegen im militärischen Sperrgebiet der Oblast Kaliningrad und können nur mit Sondergenehmigung besucht werden. Vor Ort sind nur wenige überwucherte Kellerfundamente und Teile von Görings Bunker zu finden.

Wilhelm II. auf dem Bahnhof Groß Rominten vor dem Kaiserlichen Hofzug.
Wilhelm II. auf dem Bahnhof Groß Rominten vor dem Kaiserlichen Hofzug. Der luxuriöse Hofzug des Kaisers bestand aus etwa 12 Waggons und war ein Palast auf Rädern. Wilhelm II. galt als extrem reise-freudig und war während seiner 30 Jahre auf dem deutschen Kaiserthron permanent unterwegs. Sein Amtskürzel „I. R.“ Imperator Rex (Kaiser und König) wurde spöttisch als „immer reisebereit“ gedeutet. Foto: Patenschaftsmuseum Goldap, Stade
Stangenparade beim „Reichsjägerhof“.
Stangenparade beim „Reichsjägerhof“. Hermann Göring, zweiter Mann in der NS-Dikatur, begutachtet einen erlegten kapitalen Rothirsch. Anders als Hitler, der die Jagd verabscheute, war „Reichsjägermeister“ Göring ein leidenschaftlicher Jäger. Seiner Passion ging er auf der Rominter Heide und in der Schorfheide nördlich von Berlin nach, wo sein Landsitz „Carinhall“ stand. Foto: Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1979-136-20A / Foto: o. Ang.
Eindecken der Abendtafel im „Reichsjägerhof“.
Eindecken der Abendtafel im „Reichsjägerhof“. Während Millionen Soldaten im Krieg ihr Leben ließen, feierte Göring mit NS-Größen und hohen Offizieren bis Oktober 1944 in der Rominter Heide opulente Feste, bei denen es an nichts mangelte. Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1979-138-33 / Foto: o. Ang.

Schloss Königsberg

Ostpreussen

Schloss Königsberg
Schloss Königsberg

1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg im Königsberger Schloss zum König in Preußen. Wie die Schlösser in Berlin und Potsdam sollte auch Königsberg zu einer repräsentativen Barockresidenz ausgebaut werden. Doch unter dem sparsamen „Soldatenkönig“ wurden die Umbauarbeiten eingestellt.

1861 krönte sich Wilhelm I. hier zum König von Preußen. Nach der Revolution 1918 und damit auch dem Ende der Monarchie wurden im Schloss das Ostpreußische Provinzialmuseum sowie Behörden eingerichtet. Das Weinlokal „Blutgericht“ hatte bereits seit 1738 seinen Sitz im Schlosskeller.

Bei zwei Luftangriffen der britischen Royal Air Force im August 1944 wurde das Schloss wie die gesamte Innenstadt schwer getroffen. Weitere Zerstörung verursachte wochenlanger Artilleriebeschuss durch die Rote Armee vor der Einnahme der Stadt am 5. April 1945. Dennoch überstanden dies die Außenmauern. Die Sowjetunion ließ das Schloss ab 1953 (Schlossturm) sprengen und die verbliebenen Ruinen auf Befehl von Staatschef Leonid Breschnew bis 1968 komplett abtragen. In den Augen der Sowjets galt das Schloss als „Symbol des preußischen Militarismus“.

Das Schloss war eine Vierflügelanlage um einen Innenhof. Seine fast 700-jährige Baugeschichte spiegelte sich in der Vielfalt der Stile wieder: Gotik, Renaissance, Barock, Klassizismus und Historismus. Den Schlossturm hatte der Berliner Architekt August Stüler auf eine Höhe von 84 Metern gebracht.

Im Westflügel lagen Schlosskirche und Moskowiter Saal, der 1584 von dem Stuttgarter Baumeister Blasius Berwart begonnen wurde. Er war mit 82 Meter Länge und 18 Meter Breite bei seiner Fertigstellung der größte Saal Mitteleuropas. Seinen Namen erhielt er, nachdem der russische Zar Peter der Große mit Gefolge in diesem Saal bewirtet worden war.

Südwestecke des Königsberger Schlosses  mit Großem Schlossturm, um 1890/1900.
Südwestecke des Königsberger Schlosses mit Großem Schlossturm, um 1890/1900.
Bilder von der Schlossruine in Königsberg und ihrem Abriss, vor 1953 bis circa 1968
Bilder von der Schlossruine in Königsberg und ihrem Abriss, vor 1953 bis circa 1968
Bilder von der Schlossruine in Königsberg und ihrem Abriss, vor 1953 bis circa 1968
Bilder von der Schlossruine in Königsberg und ihrem Abriss, vor 1953 bis circa 1968
Bilder von der Schlossruine in Königsberg und ihrem Abriss, vor 1953 bis circa 1968
Bilder von der Schlossruine in Königsberg und ihrem Abriss, vor 1953 bis circa 1968

Sechs Bilder von der Schlossruine in Königsberg und ihrem Abriss, vor 1953 bis circa 1968.
Fotos: Staatsarchiv des Kaliningrader Gebiets (Gako)

Schloss Lubowitz

Schlesien

Das 1945 durch sowjetischen Artilleriebeschuss zerstörte Schloss Lubowitz bei Ratibor in Oberschlesien war Geburtsort des bedeutendsten Dichters der deutschen Romantik Joseph von Eichendorff  (1788–1857). Allerdings war das bei Kriegsende vernichtete Gebäude nicht das schlichte Gutshaus, das Eichendorff  gekannt hatte. Dieses war unter den nachfolgenden Besitzern umgebaut und erweitert worden. Bei der Begegnung von Bundeskanzler Helmut Kohl mit dem polnischen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki 1989 vereinbarten diese, das Wohnhaus des Schriftstellers Gerhart Hauptmann in Agnetendorf, das Gut des Widerstandskämpfers gegen den Nationalsozialismus Helmuth James Graf von Moltke in Kreisau sowie das Schloss Lubowitz als deutsch-polnische Begegnungsstätten auszubauen. Alle drei Objekte liegen in Schlesien. Während im Jahr 2000 eine moderne Begegnungsstätte in Lubowitz eingeweiht wurde, ist der geplante Wiederaufbau des Schlosses bislang nicht realisiert worden.

Entwurfshandschrift  Joseph von Eichendorffs für drei  seiner Gedichte, 19. Juni 1835.
Entwurfshandschrift Joseph von Eichendorffs für drei seiner Gedichte, 19. Juni 1835. Eichendorffs Autograph zeigt seine beiden Gedichte „Der stille Grund“ und „Gute Nacht“ sowie eine Strophe seines Gedichtes „Die stille Gemeinde“. Abbildung: Freies Deutsches Hochstift /Frankfurter Goethe-Museum, Handschriftenabteilung

Schloss Sibyllenort

Schlesien

Postkartengruss aus Schloss Sibyllenort.
Postkartengruss aus Schloss Sibyllenort. Herder-Institut Marburg, Bildarchiv

Nordöstlich von Breslau lag bis Anfang 1945 eines der größten Schlösser Deutschlands. Es besaß 400 Zimmer und war im Stil der englischen Neugotik gehalten. Im Volksmund nannte man die Anlage daher das „schlesische Windsor Castle“. Es war Sommerresidenz der sächsischen Könige. Der letzte Sachsenkönig Friedrich August III. ließ sich nach der Revolution 1918 dauerhaft in Sibyllenort nieder und starb hier 1932. Die Nationalsozialisten nutzten das Schloss seit 1939 als Waffendepot. Die Wehrmacht sprengte das Schloss am 26. Januar 1945 beim Anrücken sowjetischer Truppen. Die Ruine stand noch bis 1978.

Schloss Neudeck

Schlesien

Das Neue Schloss in Neudeck gehörte zu den prachtvollsten Schlössern Deutschlands. Volkstümlich wurde es „oberschlesisches Versailles“ genannt. Die Herrschaft  Neudeck war von 1623 bis 1945 im Besitz der Familie Henckel von Donnersmarck. Der Großindustrielle Guido Graf Henckel von Donnersmarck (1830 - 1916) ließ die Dreiflügelanlage im Stil des französischen Barock errichten. Henckel von Donnersmark galt mit einem geschätzten Vermögen von 254 Millionen Reichsmark (1913) als zweitreichster Mann Deutschlands, reicher als Wilhelm II., mit dem er befreundet war, und nur übertroffen von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Große Teile des Oberschlesischen Industrierevieres zählten zu seinem Besitz. 1945 wurde das Schloss durch Brandstiftung der Roten Armee zerstört. Die Ruine beseitigten die polnischen Behörden 1961 restlos. Erhalten blieben nur Terrassenanlagen mit Wasserbassins und Gartenskulpturen.

Postkarte Schloss Neudeck.
Postkarte Schloss Neudeck. Foto: Herder-Institut Marburg, Bildarchiv

Schloss Slawentzitz

Schlesien

Schloss Slawentzitz
Schloss Slawentzitz Foto: Herder-Institut Marburg, Bildarchiv

Die Familie Hohenlohe gehörte zu den führenden Industriellen Oberschlesiens. Fürst Hugo zu Hohenlohe-Oehringen war einer der größten Zinkproduzenten der Welt. Er ließ Schloss Slawentzitz umbauen und erweitern. Nach der Teilung Oberschlesiens 1922 gelang es der Familie, Industriebetriebe im deutschen und im polnischen Teil Oberschlesiens zu halten. Im Zuge der Umbenennung schlesischer Ortsnamen slawischen Ursprungs durch die Nationalsozialisten erhielt Slawentzitz 1936 den Namen

„Ehrenforst“. 1945 wurde das Schloss in den Kampfhandlungen erheblich beschädigt, 1948 brannte es völlig aus. Die Ruine wurde in den Folgejahren abgetragen.